KBKM - Kunst braucht kein Museum


Ein neues Projekt von Elke@Mainzauber
Gesucht wird Kunstvolles, das nicht im Museum steht.

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Wegekreuze sind in Deutschland weit verbreitet und werden kaum beachtet. Meist weiß man auch nichts über die Stifter. Nicht so bei diesem Kreuz, das in Großkrotzenburg zwischen Friedhof und Main steht.


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Die Säule aus Werkstein trägt  eine Fürbitte an den heiligen Christopherus, den Schutzheiligen der Reisenden. Das Besondere an diesem Kreuz ist die Bronzeplatte. Sie wurde vom Großkrotzenburger Silberschmied Theodor Pörtner (1887 - 1967) entworfen. Theodor Pörtner war ein begnadeter Ziseleur, der sich neben vielen Auftragsarbeiten im historischen Stil besonders der Moderne seiner Zeit verschrieben hatte. 


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Für das Modell so einer Bronzeplatte wird in Handarbeit ein Messingblech mit Hammer und Punzen in die gewünschte Form gebracht. Dann wird die Messingplatte in Bronze im Sandgußverfahren abgegossen. Es ist das gleiche Verfahren wie bei der Antiksilber-Besteckherstellung. Theodor Pörtner war als Ziseleur eine Institution. Er hat zahlreiche Gebrauchsgegenstände und Kirchenwerke aus Silber und viele Bronzeplatten geschaffen. Dazu zählt auch die Erinnerungsplatte am Hanauer Goldschmiedehaus für den Hanauer Ortschronisten Wilhelm Ziegler.  Rechts unten sieht man in der Vergößerung auf der Platte seine Künstlerpunze.


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Theodor Pörtner wurde 1887 in Großkrotzenburg in eine kinderreiche Familie geboren. Sein Vater und seine beiden Brüder waren ebenfalls bekannte Ziseleure und Silberschmiede in Hanau. Dieses Foto zeigt Theodor Pörtner (im Vordergrund) in der Hanauer Zeichenakademie.  


Im Gegensatz zu vielen anderen Silberschmieden im Hanauer Raum gibt es von Theodor Pörtner kein Rosenbesteck in der traditionellen Ausformung. Deshalb ist er in meinem Buch Rosen-Bestecke auch nicht aufgeführt. Seine Lebensgeschichte wird in meinem nächsten Buch enthalten sein.
Die wenigen erhaltenen Tortenheber tragen seinen eigenen Stil und sind oft nicht mit seiner Firmenpunze gekennzeichnet.  Man muss es einfach wissen.


Bis zum 2. Weltkrieg hatte Theodor Pörtner seine Werkstatt in Hanau am Marktplatz, danach in seinem Heimatort. 


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Ihm zu Ehren wurde in Großkrotzenburg ein öffentliches Gebäude auf den Namen Theodor-Pörtner-Haus getauft und diese Plakette erinnert ihn.  



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Schöne Grüße,
Johanna

Kommentare

Elke hat gesagt…
Hallo liebe Johanna,
das ist ja richtig Heimatkunde, die du uns mit dem Kreuz gleich mitlieferst - vielen Dank. Das Kreuz mit der Bronzeplatte ist schon außergewöhnlich. Theodor Pörtner war mir kein Begriff, aber den Namen Pörtner verknüpfe ich seit meiner Kindheit mit Nachbarn. Ob es da eine Verbindung gibt? So häufig ist der nicht, glaube ich. Vielen Dank für's Mitmachen und soviel Hintergrundinformation.
Lieben Gruß
Elke
Rosi hat gesagt…
Wenn man es so aus der Ferne im Vorbeigehen betrachtet, wie im ersten Foto, dann sieht es nicht nach was Besonderen aus und man könnte es glatt übersehen. Doch dann kommst Du mit Deinen Fotos immer näher und man sieht die schöne Bronzeplatte. Dazu die Geschichte um dieses Wegkreuz und seinen Künstler. Das hat mich sehr angesprochen.
Liebe Grüße Rosi