Nippes oder nützlich? Wieviel Deko braucht der Mensch?

Braucht der Mensch Deko? Oder ist das einfach nur überflüssiger Schnickschnack. Männer und Frauen haben da geteilte Ansichten. Warum Menschen dekorieren und was Deko mit uns macht, habe ich hier zusammengestellt.

Ist Deko eine neuzeitliche Erfindung zur Konsumsteigerung?


Könnte man meinen. Ist aber falsch! Deko gibt es schon solange es Menschen gibt. Nein sogar, solange es Lebewesen gibt. Denn nicht nur Menschen dekorieren. Auch Tiere machen sich den eigenen Wohnbereich schön. Zum Beispiel sammelt der australische Seidenlaubenvogel ausschließlich blaue Gegenstände und dekoriert damit rund um sein Nest.Warum macht er das? Er will seinem Weibchen zeigen, was für ein toller Kerl er ist!

Und da sind wir schon beim ersten archaischen Grund, zu dekorieren. Gute Deko hebt den Status des Besitzers. Damit setzt er Signale, wer er ist und was ihm wichtig ist. Schon die urzeitlichen Menschen dekorierten ihre Höhlenwände mit Gemälden. Die Malerei war teils Magie, teils Statussymbol. Hier konnte wohl jeder Eindringling erkennen, dass diese Höhle von einem großen starken Clan bewohnt wurde. 

Höhlenmalerei in Patagonien (Pixabay)
Der Wunsch, sein Umfeld zu beeinflussen, ist also schon sehr alt und wurde ständig verfeinert. Je weiter sich eine Kultur entwickelte, desto kunstvoller wurden die Gebrauchsgegenstände, Waffen, Kleideraccessoires und Wohnstätten dekoriert. Aus formbaren Materialien schuf man kleine Gottheiten und Figuren, die begleiten und beschützen sollten. Kunsthandwerker waren angesehene Leute und ihre kostbaren Erzeugnisse hatten einen hohen Stellenwert. Wer es sich leisten konnte, Dinge zu besitzen, die nur wegen der Schönheit geschaffen wurden, war ein reicher Mensch. Deshalb behaupte ich:  Menschen haben ein natürliches Verlangen, sich mit dekorativen Gegenständen zu umgeben.

Aber Vorsicht! Schon in dieser frühen Zeit teilen sich die Wege von "guter" Deko und Nippes. Wertvolle schöne Gegenstände, die man zur Zierde aufstellt, sind etwas anderes als eine Ansammlung billig hergestellter Massenartikel. Und es gibt auch Gründe, warum man das auf den ersten Blick erfassen kann?

Unsere Umgebung hat auf uns Auswirkungen.


Die Dinge, mit denen wir uns umgeben, wählen wir instinktiv nach ihrer Wirkung auf uns. Und zwar nicht nur nach der optischen Wirkung, sondern auch nach ihrer Ausstrahlung. Das meine ich wortwörtlich - alle Sachen strahlen individuelle Schwingungen aus. So werden den Halbedelsteinen aufgrund ihrer individuellen Schwingungen besondere Heilfähigkeiten zugeordnet. Solange wir Schwingungen körperlich spüren, z.B. bei der Musik, ist uns völlig logisch, dass das eine Wirkung hat. Schnelle Musik macht munter bis agressiv, langsame Musik beruhigt. Sobald jedoch die Schwingungen nicht mehr messbar sind, wird es schwieriger zu glauben, dass schon das Material uns beeinflusst.Und ich gehe noch weiter. Ich glaube, dass mit Liebe hergestellte Gaben auch eine positivere Ausstrahlung haben, als Dekoartikel, die unter ausbeuterischen Verhältnissen gefertigt wurden.

Echte Steine als Deko, schwer und voller Ausstrahlung.

Einen schönen Raum nennen wir "gemütlich"! Warum? Weil die Ausstrahlung der Gegenstände unser Gemüt beeinflusst. Wir erfassen dese Ausstrahlung auch mit den Augen und Händen. Warum trinken wir lieber Tee aus Pozellantassen und Wein aus Gläsern? Es hat mit dem Material und der Form zu tun. Material und Formen, die so ausgewogen und weich gerundet sind, dass wir gerne darüber streichen und sie in der Hand halten, nennen wir organisch. Es sind Handschmeichler. Gegenstände mit scharfen Kanten und Ecken wirken dagegen aggressiv. Grob vereinfacht kann man sagen, dass man mit der Gestaltung seiner Umgebung einen Ausgleich und eine Harmonisierung zum eigenen Wesen anstrebt. Deshalb gibt es auch keinen "guten Geschmack", sondern nur die persönlich richtige Wahl, was dem einzelnen Menschen zuträglich und angenehm ist. Wie wird ein Wohnraum wohnlich durch Deko?

Ein Umfeld ohne Dekoration wirkt unpersönlich und distanziert.


Schnellrestaurants, Cafeterias und Bahnhofsgaststätten haben keine bis wenig Deko. Sie sind nicht auf Wohlfühlen und Verweilen, sondern auf schnellen Durchsatz und leichte Reinigung ausgerichtet. Auch ein Büroraum soll nicht ablenken und nicht zum Relaxen dienen :-). Aber so will man doch nicht wohnen!

Guter Stil, aber nicht gemütlich (Pixabay)

Zuhause möchten wir uns in den Wohnräumen geborgen fühlen. Wir suchen sorgfältig passende Möbel aus und umgeben uns mit Wohnaccessoires, die unseren persönlichen Geschmack widerspiegeln und mit Möbeln, Gardinen und Tapeten harmonisch wirken. Wohnräume sollen anregend und gemütlich sein, Schlafräume beruhigend.

Kissen, Vasen, Ziergegenstände, Kerzen, das alles ist Deko, die einen Wohnraum wohnlich macht. Wer sich schon mal mit Feng Shui befasst hat, wird darin auch Gestaltungselemente wiederfinden, die in unserer westlichen Wohntradition schon lange verankert sind. Pflanzen auf der Fensterbank und Gardinen zum Beispiel. Und vieles mehr, denn im Feng Shui werden Formen und Farben den Elementen zugeordnet und dann so kombiniert, dass sie zusammen ausgewogen wirken. Wer dazu mehr wissen will, sollte sich die Referenzbeispiele auf dem Blog apprico hs consulting der Business-Feng Shui-Expertin Heike Schauz ansehen, die erfolgreich Konzepte für Innen- und Außengestaltung von Wohn- und Geschäftsgebäuden erstellt.

Wieviel Deko braucht der Mensch und gibt es ein Zuviel?

 

Darüber wird viel diskutiert und auch gestritten. Es gibt auch im Bereich Deko die ganze Bandbreite vom Spartaner bis zum Messie. Eines ist klar, viel Deko macht auch viel Arbeit. Alles muss regelmäßig abgestaubt, abgewaschen und neu arrangiert werden, damit es gut wirkt.

Zuviel Deko wirkt beengend und stört sich gegenseitig.  Zum Beispiel, wenn die Sachen ihre dekorative Zeit längst hinter sich haben. Da stehen einträchtig zusammen im Regal die vor 30 Jahren schulgetöpferte Duftlampe der Tochter, das Kastanienmännchen vom Enkel vor 10 Jahren und die ebenso alte Muschel vom Strandurlaub. Das Wegwerfen solcher Dekogegenständen fällt schwer wegen der besonderen Beziehung. Daneben hängt ganzjährig das Osterei, das man immer wegräumen wollte, begleitet von einem vergilbten Strohblumenstrauß. Sowas ist eher eine Dekofriedhofsecke und hat auch eine solche Ausstrahlung. Der Besitzer schaut dort  meist gar nicht mehr hin.

Wer Schwierigkeiten hat, sich von abgeliebten Deko-Gegenständen nach angemessener Zeit zu trennen, dem empfehle ich den Trick aus dem Buch Magic Cleaning von Marie Condo. Der lautet kurzgefasst:  Nehmen Sie jedes Stück einzeln in die Hand, bedanken Sie sich bei dem Objekt für die Freude, die es Ihnen gemacht hat und sagen Sie ihm, dass es nun seinen Zweck erfüllt hat.

So kann man sich beruhigt davon verabschieden und es wegwerfen. Alles Erhaltenswerte wird in Kisten verstaut, sortiert nach Jahreszeiten, und erst dann wieder hervorgeholt.

Stell dir auf den frei gewordenen Platz Dekoaccessoires, die zu deiner aktuellen Stimmung und zur Jahreszeit passen. Kaufe weniger Dekogegenstände und dafür hochwertige. Interessanterweise vermitteln teure Dinge auch ein anderes Wertgefühl und mehr Freude. Solche Wohnaccessoires haben oft auch ein besseres Design und werten ihre Umgebung auf.

Kerzen und Leuchter verbreiten eine gemütliche Stimmung

Und nun interessiert mich deine Meinung zu diesem Artikel. Kannst du dich darin wiederfinden und wie hälst du es mit der Deko. Schreib mir doch einen Kommentar, ich antworte dir darauf. 

 Herzliche Grüße,

eure Johanna

Kommentare

Liebe Johanna,
Ja unser Lebensraum sollte ja eine Ausstrahlung von unsere Persönlichkeit und nichts anderes. Damit schöpft man ja ein warmes Klima für Freunde und Gäste die wir zulassen in unser Heim.
Etwas steriles kann ein jeder herstellen aber es sollte ja die Seele mit reingelegt werden.
Ganz toller Post!
Lieber Gruß,
Mariette
Johanna Gehrlein hat gesagt…
Danke liebe Mariette für deinen Kommentar. Da bin ich ganz deiner Meinung.
Liebe Grüße, Johanna
Johanna Gehrlein hat gesagt…
Hallo Claudia,
danke für deinen Kommentar. So soll es sein, dass die Persönlichkeit Ausdruck findet und es wohnlich ist. Das geht mir ebenso.
Herzliche Grüße, Johanna
Elke Schwarzer hat gesagt…
Hallo Johanna,
ein ZUviel an Deko gibt es durchaus. Und man muss das Zeug ja auch mal abstauben. Aber wegferfen kann ich es nicht. Dann lieber zu Oxfam bringen, wenn es noch gut genug ist, oder an die Straße stellen mit einem Schild "zu verschenken". Wenn es dann keiner haben will, kann man es immer noch wegwerfen.
VG
Elke
Träumerle Kerstin hat gesagt…
Da hast du dir aber viel Mühe gemacht mit dem Beitrag. Danke Johanna. Natürlich wollen wir Frauen immer alles hübsch dekorieren und Männer denken praktisch :-)
Über den Vogel habe ich mal einen Beitrag gesehen und fand das so witzig, dass er nur blaue Dinge sammelt.
In jungen Jahren stand bei mir viel in der Schrankwand, ich musste einfach sammeln. Doch es wurde wieder weniger und weniger. Weniger ist oft mehr, wenn es passt.
Schrecklich finde ich alte ausgeblichene Kunstblumen in den Fenstern. Ich habe auch einige wenige Blüten, aber sie werden sparsam verwendet und immer mal erneuert. Es gibt so viele Blüten, da überlegt man, ob sie echt sind oder nicht.
Jeder muss seinen eigenen Geschmack und Stil finden, heut sind die Möglichkeiten so breit gefächert. Frau muss einfach immer wieder zulangen :-)
Liebe Grüße von Kerstin.
Johanna Gehrlein hat gesagt…
Hallo Elke, danke für deinen Kommentar. Natürlich gibt es auch zuviel Deko und übers Abstauben habe ich ja auch geschrieben. Das ist ein guter Gedanke, dass man die Sachen auch über eine wohltätige Organisation abgeben kann. Allerdings zirkuliert auch ein Überangebot an solchen Sachen. :-))
lg Johanna
Johanna Gehrlein hat gesagt…
Danke liebe Kerstin für deinen netten Kommentar. Die Gedanken gingen mir schon lange im Kopf herum, ich habe sie nunj mal zusammengefasst. Bei den Kunstblumen gibt es große Unterschiede. Wo früher einfache Plastikblumen benutzt wurden, gibt es heute hochwertige Seidenblumen, die sich optisch kaum unterscheiden lassen. Und du hast recht, mit der Zeit wird die Deko gezielter und sparsamer. Das Angebot wird aber immer größer und verlockender.
lg Johanna
Unknown hat gesagt…
Hallo Johanna,

ein super Artikel über den Sinn und manchmal Unsinn von Dekoration.

Bei meinen Beratungen geben Deko, Bilder und Co. mir viel Info zum Kunden, die er bewusst nicht ansprechen würde...

Meistens gilt: Weniger ist mehr.

Liebe Grüße
Heike
Johanna Gehrlein hat gesagt…
Danke Heike Schauz, danke für deinen Kommentar. Ich kann mir vorstellen, dass du aus den Dekogewohnheiten deiner Kunden schon viel ablesen kannst. An deinen Beispielen habe ich oft mit Erstaunen erkannt, dass weniger und sichtbarere Dekoration besser zu Geltung kommt, als Dekorationsgetümmel. Da muss ich noch an mir arbeiten :-)).
Liebe Grüße,
Johanna
Peter Ehrlich hat gesagt…
Hallo Johanna,

das ist ein guter Beitrag.Im Prinzip ist eine Deko, wie die Würze einer Speise. Ist es zu wenig, spürt man nichts und ist es zu viel, dann stört sie. Dein Beitrag regt an nachzudenken, wie Dekorationen in den eigenen vier Wänden wirken.

Vielen Dank und Grüße aus Dresden
Peter
Johanna Gehrlein hat gesagt…
Hallo Peter,
das hast du genau auf den Punkt gebracht. Ein schöner Vergleich mit der Würze in der Suppe. Mir ging es auch darum zu zeigen, dass Deko nicht völlig unnütz ist.
Herzliche Grüße, Johanna
SchneiderHein hat gesagt…
Liebe Johanna,
eine wirklich tolle Zusammenfassung, zu der ich nix weiter schreiben werde. Da verlinke ich Deinen Post mal lieber, wenn ich genau die hier geschilderten Probleme habe. Denn mein liebevoll gewählter Blogname sagt ja schon alles, und beschäftigt sich ja neben dem vielseitigen Dekorieren auch viel mit persönlichen Erinnerungen und dem Thema Verpacken & Verstauen sowie der dazu notwendigen 'Lagerlogistik' …
Liebe Grüße
Silke